Strukturelle Defizite

Bei den Museen in Böblingen sind einige strukturelle Defizite feststellbar, die wir im Folgenden beschreiben möchten.

Depotsituation

Eine der Hauptaufgaben von Museen ist das Sammeln. Von den gesammelten Objekten können die Museen jedoch nur einen Teil zeigen, anderes wird in geeigneten Depots verwahrt und kommt von Zeit zu Zeit bei Sonderausstellungen zum Einsatz. Daneben gibt auch Material wie Dekorationsstücke oder Ausstattungsobjekte wie Vitrinen, Wände, Podeste etc., die gelagert werden müssen. Durch die doppelte Belegung der Zehntscheuer mit der Städtischen Galerie und dem Deutschen Bauernkriegsmuseum herrschte von Beginn an ein Mangel an Raum, so dass es nicht möglich war, an Ort und Stelle, wie es sinnvoll ist, geeignete Depots einzurichten. Aber auch im historischen Vogtshaus konnte solcher Raum nicht geschaffen werden. Darum wurde sehr viel Sammelgut und auch Deko- und Ausstattungsmaterial in provisorischen Lagern eher notdürftig untergebracht.
Die Situation bezüglich der jeweiligen Einrichtung stellen wir im Einzelnen dar

Deutsches Bauernkriegsmuseum:
Ein spezielles Depot ist nicht vorhanden, wesentliche Teile der Sammlung, die nicht dauerhaft gezeigt werden (vorwiegend Kunst und Drucke sowie die Bibliothek) werden in der Zehntscheuer bzw. in Amt für Kultur gelagert. Größere Objekte und Ausstellungsbauten sowie Stellwände lagern verteilt in der Stadt (Waldfriedhof, Murkenbach Depot, Tiefgarage Marktplatz). Alle Lagerflächen entsprechen nicht den Standards heutiger Depotflächen.
Städtische Galerie:
Für die Galerie gibt es mittlerweile zwei Depoträume (Galeriedepot 60m² auf der Ebene E0 im neuen Rathaus) sowie in den Räumlichkeiten der ehemaligen Galerie Contact (20m², Grafiksammlung Bleicher). Das Depot im neuen Rathaus ist in vielerlei Hinsicht mangelhaft (Raumklima, Erreichbarkeit etc).
Deutsches Fleischermuseum:
Große Teile der Sammlung lagern in der als Lager unzureichenden Garage am Murkenbach, einiges auch in den Kellerräumen des Vogtshauses. Durch die vom Gemeinderat genehmigte Übergabe der Sammlung zum Panzerregiment 8 an das Militärgeschichtliche Museum in Rastatt, konnten zwei Räume freigemacht werden, in welche nun die umfangreiche Büchersammlung aufgenommen und so zu einer Präsenzbibliothek ausgebaut werden kann.

Im Zuge einer Neuordnung der Museen sollte daher dringend darauf hingewirkt werden, dass ein geeignetes Depot für Kunst und sonstige Objekte eingerichtet wird, damit die Sammlungen aller städtischen Museen (Bauernkriegsmuseum, Fleischermuseum, Städtische Galerie) nutzbar gemacht werden können und zugänglich sind. Idealerweise sind die Depots im Haus des jeweiligen Museums unterzubringen.

Digitalisierung

Die Böblinger Museen haben derzeit keine Ausstattung mit Wireless LAN.  Um bestimmte Ausstellungsprojekte sowie eine digitale Besucherführung erfolgreich umzusetzen, ist dies zwingend notwendig. Zahlreiche Ausstellungsprojekte und museumsnahe Anwendungen und auch ein modernes Ausstellungsdesign sind nur möglich, wenn vor Ort eine entsprechende Nutzung über W-LAN möglich ist. 

Ausstellungstechnik

Grundsätzlich entspricht die gesamte Ausstellungstechnik in den Böblinger Museen nicht mehr den Anforderungen, die eine erfolgreiche und moderne Museumsarbeit heute braucht.

Erneuerungsbedürftig sind insbesondere:

Die Klimatechnik in der Zehntscheuer und im Fleischermuseum (mit der derzeitigen Technik sind hochwertigen Leihgaben aus anderen Museen schwer erhältlich)
Die Beleuchtungstechnik in allen Museen muss zukunftsfähig gemacht werden.
Die Vitrinen (technisch veraltet, unflexibel und vor allem mit einer ungenügenden Lichttechnik ausgestattet)
Die Sicherheitstechnik muss auf den neuesten Stand gebracht werden, eine Videoüberwachung der Räumlichkeiten ist anzustreben.

Museumspädagogisches Angebot

Die Hauptaufgabe eines jeden Museums ist die Vermittlungsarbeit. Von Beginn an blieb dieser Bereich bei den Böblinger Museen unterentwickelt. Zahlreiche Anträge zur Schaffung einer Stelle "Museumspädagogik", die an den Gemeinderat herangetragen wurden, sind in den zurückliegenden Jahren zurückgestellt worden, nicht zuletzt mit dem Hinweis auf die noch zu erarbeitende Museumskonzeption.

Aufenthaltsqualität

Museen dienen heute als Orte der Begegnung und des Austauschs. Die Aufenthaltsqualität im Museum spielt hierbei eine zentrale Rolle. Neben entsprechenden Ruhebereichen, adäquaten Veranstaltungs- und Vortragsbereichen, einem ansprechenden Museumshop sorgen insbesondere gastronomische Angebote wie ein Bistro/Café für Aufenthaltsdauer und Identifikation (Stichwort Museum als dritter Ort). Insbesondere im Museum Zehntscheuer ist eine Erweiterung der Flächen um diese Bereiche schon allein aufgrund der vorhandenen Platzprobleme nicht möglich. Ein weiteres Argument, die Trennung der beiden Einrichtungen in der Zehntscheuer voranzubringen und umzusetzen.

Barrierefreiheit

Die Barrierefreiheit ist insbesondere für Menschen mit Handicap und ältere Menschen von hoher Bedeutung. In der Zehntscheuer ist die Barrierefreiheit gegeben. Das Vogtshaus und die Vogtsscheune sind leider bis heute nicht barrierefrei. Im Zuge einer Neugestaltung des Fleischermuseums sollte die Barrierefreiheit eine zentrale Rolle spielen. Die Erschließung über einen Aufzug würde die Attraktion des Museums erheblich steigern. Im Museum Zehntscheuer ist der vorhandene Personenaufzug zugleich auch als Lastenaufzug im Einsatz. Aufgrund der Größe ist der Transport von größeren Exponaten nicht möglich. Bei einer Erneuerung der Ausstellungskonzeption gilt es auch diesen Aspekt zur Diskussion zu stellen.