Deutsches Bauernkriegsmuseum

Vergangenheit

Das Bauernkriegsmuseum in Böblingen wurde im Februar 1988 unter dem Namen Bauernkriegsmuseum Böblingen eröffnet. Nach 2000 wurde der Name Deutsches Bauernkriegsmuseum gebräuchlich (als Pendant zum Deutschen Fleischermuseum). Da das Böblinger Bauernkriegsmuseum zwar neben dem Museum in Mühlhausen/Thüringen das größte - aber nicht das einzige - seiner Art ist, wird heute im Allgemeinen der Begriff Deutsches Bauernkriegsmuseum (mit dem Zusatz) Böblingen verwendet. Diese Begriffsbezeichnung soll deutlich machen, dass wir uns einerseits mit dem Thema „Deutscher Bauernkrieg“ im Allgemeinen – und nicht etwa nur mit der lokalen (Böblinger) oder württembergischen Geschichte – beschäftigen, andererseits aber auch keinen Anspruch auf ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Bundesrepublik Deutschland erheben.
 
Im Rahmen der Stadtgeschichte war der Bauernkrieg von 1525 in Böblingen immer ein Thema. Vor den Toren der Stadt fand am 12. Mai 1525 die Entscheidungsschlacht für Württemberg (das damals vom Haus Habsburg regiert war) zwischen der Obrigkeit, vertreten durch die Truppen des Schwäbischen Bundes unter Georg, Truchsess von Waldburg, und den Aufständischen (vorwiegend Bauern) statt. Die Schlacht endete in einem Blutbad für die Aufständischen, Tausende verloren ihr Leben. Diese Schlacht ist ein Anknüpfungspunkt Böblingens an die Freiheits-, Demokratie-, Verfassungs- und Menschenrechtsgeschichte. Das Deutsche Bauernkriegsmuseum Böblingen ist heute für die Region Stuttgart und darüber hinaus ein wichtiger Erinnerungsort der Geschehnisse im Jahr 1525. In den späten 70er Jahren hat die stetig wachsende Stadt Böblingen erkannt, dass sie in ihr Kultur- und Freizeitangebot investieren muss, um für die hier lebende und arbeitende Bevölkerung attraktiv zu bleiben. Daher wurde der historische Anknüpfungspunkt der Schlacht bei Böblingen als eine Chance begriffen, sich den Freiheitsbestrebungen der Menschen, dem Streben nach Gerechtigkeit und Teilhabe an politischen Entscheidungen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart im Rahmen einer Dauerausstellung sowie mit wechselnden Sonderausstellungen widmen zu können.
 

Gegenwart

Die 1988 installierte Dauerausstellung dokumentiert die sich verändernden Lebensumstände im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und die hieraus resultierenden Wünsche, Forderungen und Protestzüge der Bauern. Für die Menschen des Mittelalters war vor allem das gesprochene Wort Mittel der Kommunikation. Doch das allein hätte der Sache der Bauern nicht zum Durchbruch verhelfen können. Erst die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg in Mainz schuf die Voraussetzungen, dass die Reformanliegen des Volkes – welches, anders als heute, zu über 90% in der Landwirtschaft arbeitete – sich weiträumig verbreiten konnten. Kurzgefasste Broschüren wanderten von Hand zu Hand und wirkten auf die öffentliche Meinung ein. Flugschriften - häufig von Humanisten, Reformatoren und einzelnen gebildeten Bauernführern verfasst - wurden die Massenmedien der Zeit. An einem originalgetreuen und voll funktionstüchtigen Nachbau einer frühen Druckerpresse in Originalgröße kann demonstriert werden, wie Einblattdrucke damals entstanden.

Zu sehen sind außerdem Gegenstände aus dem Alltag bäuerlichen Lebens, Arbeitsgeräte, Rüstungen und Waffen sowie ein Großdiorama, das mit 1200 Zinnfiguren eine eindrucksvolle Szene der Böblinger Schlacht nachstellt. Die Dauerausstellung ist seit Gründung des Museums weitgehend unverändert und im Untergeschoß der Zehntscheuer untergebracht. Die Gesamtfläche der Dauerausstellung beträgt etwas über 270 m². Große Teile der umfangreichen Kunstsammlung zum Thema Bauernkrieg sowie die Bibliothek können aufgrund der räumlichen Situation nicht dauerhaft gezeigt und zugänglich gemacht werden. Ein fehlender Bereich für museumspädagogische Angebote macht diese in der Umsetzung mühselig.

Neben der Dauerausstellung widmet sich das Deutsche Bauernkriegsmuseum Böblingen seit seiner Gründung im Jahr 1988 oft mehrmals jährlich im Wechsel mit der Städtischen Galerie Sonderausstellungen zu Themen, die zum Umfeld des Bauernkriegs gehören.
In vielen Sonderausstellungen beschäftigt sich das Bauernkriegsmuseum neben „Bauernkriegsthemen“ auch mit der Böblinger Stadtgeschichte. Diese Ausstellungen finden bei jeweils unterschiedlichen Zielgruppen (Schulklassen, Seniorengruppen) aus dem Kreis Böblingen und Region Stuttgart großes Interesse. Die Motivation der Besucher leitet sich hier eher aus heimatkundlichem Interesse her.

Zukunft

Die derzeitigen Museumsleitung sowie der Förderverein "Museumsfreunde Böblingen" unter Leitung des ehemaligen Kulturamtsleiters Dr. Günter Scholz, der das Deutsche Bauernkriegsmuseum Böblingen in seiner aktiven Zeit aufgebaut hatte, plädieren dafür, diese Einrichtung am jetzigen Standort in der Zehntscheuer zu erhalten. Bei alleiniger Nutzung der Zehntscheuer besteht zudem der Wunsch, die Ausstellung im Rahmen eines Hauses der Freiheitsgeschichte auszubauen und zu erweitern. Als idealen Standort für das Museum erachten beide (im Gegensatz zum Gutachten Knubben/Demirag, die eine Schließung des Museums anstreben) das Gebäude der Zehntscheuer hierfür als den besten und einzig möglichen Ort.

Bei einer Erweiterung der Ausstellungfläche für das Bauernkriegsmuseum können zusätzliche Präsentationsmöglichkeiten geschaffen werden, um die vorhandene Kunstsammlung, zahlreiche originale Bücher und Flugschriften, Installationen und weitere Exponate zur Rezeptionsgeschichte zeigen zu können. Eine Neuausrichtung der Dauerausstellung unter historischen Aspekten und aktuellen bzw. allgemein gültigen Bezügen. („Was geht uns das Thema“ heute an?) mit leichterer Orientierung für den Individualbesucher und Möglichkeiten der Besucheraktivierung sind erstrebenswert.

Weiterführende Informationen

mehr über das Bauernkriegsmuseum finden Sie hier:
www.bauernkriegsmuseum.boeblingen.de